Zu Besuch in der Landeserstaufnahme in Sigmaringen
Gemeinsam mit Hanna Stauß, unserer Kandidatin für die Landtagswahl 2026, habe ich die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen besucht. Wir wurden vom Einrichtungsleiter Hardy Losekamm begrüßt, der uns persönlich über das Gelände führte und uns umfassende Einblicke in die täglichen Abläufe und Herausforderungen der Einrichtung gewährte.
Aktuell sind 429 Menschen in der LEA untergebracht, darunter etwa 80 Minderjährige. Die Einrichtung ist zuständig für Geflüchtete aus 29 festgelegten Herkunftsstaaten und bildet damit eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die in Baden-Württemberg Schutz suchen.
Die Registrierung der ankommenden Personenerfolgt durch Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Tübingen. Im Anschluss daran übernehmen die Mitarbeitenden der ORS GmbH die Alltagsbetreuung im Schichtbetrieb rund um die Uhr.
Darüber hinaus wird eine umfassende medizinische Versorgung gewährleistet. Der Sanitätsbereich ist von 8 bis 22 Uhr besetzt, sodass innerhalb dieser Zeiten eine allgemeinmedizinische Grundversorgung sichergestellt ist. Für Frauen steht eine gynäkologische Betreuung zur Verfügung. Zusätzlich ist zweimal im Monat ein Kinderarzt vor Ort. Ein festangestellter Psychologe ergänzt das medizinische Angebot und bietet gezielte Unterstützung bei psychischen Belastungen.
Besonders beeindruckt hat mich das vielfältige ergänzende und ehrenamtliche Engagement, das die Arbeit in der Einrichtung erweitert und bereichert. Die Caritas, die Diakonieund das Deutsche Rote Kreuz sind mit festen Angeboten vertreten und leisten tagtäglich einen entscheidenden Beitrag zur Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl eigeninitiierter und projektbezogener Aktivitäten direkt auf dem Gelände.
So findet beispielsweise ein Sprachkurs speziell für Kinder statt, der ihnen spielerisch den Zugang zur deutschen Sprache ermöglicht. Die Kunstschule Bad Saulgauorganisiert Mal- und Kreativangebote, die Raum zur Entfaltung und Verarbeitung schaffen. Auch sportliche Aktivitäten gehören zum Alltag: Eine eigene Fußballmannschaft trainiert regelmäßig und schafft Begegnung, Struktur und Gemeinschaft.
Ein weiteres wichtiges Angebot ist die Streetwork-Arbeit, die durch Informationsveranstaltungenund Stadtrundgänge unter dem Titel „Leben in Deutschland – Alltag und Normen“ zur Orientierung beiträgt. Die Erstorientierungskurse, die durch die European Homecare GmbHangeboten werden, vermitteln grundlegendes Wissen über das Leben in Deutschland.
Ein besonderer Baustein ist die Zusammenarbeit mit der Bildungsorganisation BBQ. Sie unterstützt die Bewohnerinnen und Bewohner dabei, mitgebrachte berufliche Qualifikationen zu erkennen und gezielt zu nutzen. Gleichzeitig bietet BBQ Hilfen für Menschen, die freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückkehren möchten, und trägt so zu individuellen Perspektiven und realistischer Zukunftsplanung bei.
Insgesamt ist das Angebot in Sigmaringen bemerkenswert breit gefächert, gut vernetzt und von großem Engagement getragen. Es reicht von Bildungs- und Kreativangeboten über Sport, Orientierung und Integration bis hin zu konkreter Hilfe bei der Rückkehr oder beruflichen Eingliederung. Dieses Engagement trägt entscheidend dazu bei, den Menschen vor Ort nicht nur ein Dach über dem Kopf zu bieten, sondern auch reale Perspektiven für ihr Leben – trotz aller Unsicherheiten, die viele von ihnen begleiten.
Ein Satz von Herrn Losekamm möchte ich dabei besonders hervorheben:
„Die Bewohner kommen vielleicht nicht alle mit beruflichen Qualifikationen, aber immer mit Fähigkeiten.“
Diese Fähigkeiten zu erkennen, zu fördern und in unsere Gesellschaft einzubringen, ist eine der zentralen Herausforderungen – und Chancen – unserer Integrationspolitik.
Ich danke Herrn Losekamm und seinem Team ganz herzlich für die offenen Einblicke und das persönliche Gespräch. Mein besonderer Dank gilt allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die täglich mit Herzblut dafür sorgen, dass aus Erstaufnahme mehr wird als nur ein Übergangsort.